Website Gestaltung: Farbe bekennen – aber richtig!
Farbpsychologie spielt beim Webdesign eine vitale Rolle
90 Sekunden! Diese kurze Zeitspanne reicht aus, um einen ersten Eindruck zu erhalten und zu entscheiden, ob ein Produkt oder eine Webseite bzw. Website Gestaltung einem potenziellen Kunden gefällt. Das Aussehen beziehungsweise die visuelle Erscheinung eines Produktes beeinflusst laut eigener Aussage der größte Teil aller Käufer beim Kauf. Damit bleibt für die anderen Sinne nur wenig Spielraum um eine Kaufentscheidung zu unterstützen. Genauso verhält es sich auch mit Webseiten: mehr als die Hälfte besucht eine Webseite nicht wieder, wenn ihre Optik nicht gefällt.
Zudem werden einzigartige Farben mit einem hohen Wiedererkennungswert verbunden. Das glauben Sie nicht? Denken Sie mal an das T-Mobile Magenta. Sehen Sie die Farbe vor Ihrem geistigen Auge? Gut so. Im Webdesign und bei Unternehmen gilt das Marketing dann als besonders erfolgreich wenn der Konsument und Interessent das Unternehmen bereit an der Farbe erkennt. Gutes Beispiel: Milka! Eine lila Kuh ist eben unschlagbar.
Oberster Grundsatz in der Website Gestaltung: Lasst die Farben für euch arbeiten – und nicht gegen euch!
Die Tatsache, dass Farben uns Menschen unbewusst und bewusst beeinflussen können, ist per se ein alter Hut. Neben den ganz individuellen Farbwahrnehmungen, die auf den verschiedenen Erfahrungen einzelner Individuen beruhen, verbinden Menschen jedoch auch gemeinsame Assoziationen mit Farben – beinahe jeder fühlt etwa in der Farbe Rot Emotion und Liebe.
Im Webdesign macht sich der Grafiker die Farbwahrnehmungen und die damit verbundenen Emotionen zunutze – und regt so die Nutzer einer Webseite zu bestimmten Handlungen an. Ein Unternehmen sollte sich also frühzeitig zu einer Farbe bekennen, die auf seinen Unternehmenskern abgestimmt ist und unternehmensförderliche Eigenschaften aufweist.
Webdesign strategisch: Zielgruppe bestimmen, Markenbranding ermitteln – und erst dann die Farben auswählen
Keine erfolgreiche Marketingstrategie beruht auf der Lieblingsfarbe des CEOs, so viel steht mal fest. Die richtige Farbe kann maßgeblich über den Erfolg eines Unternehmens entscheiden. Ziele und Zielgruppen des Unternehmens sollten daher vor einer Farbwahl genau abgesteckt werden. Nicht ganz einfach, zugegeben, vor allem aus der internen (parteiischen) Sicht.
Bestimmte Fragestellungen helfen weiter:
- Welchen Mehrwert und Nutzen bietet meine Dienstleistung oder mein Produkt?
- Was ist die Botschaft, die ich den Nutzern meiner Website Gestaltung vermitteln möchte?
- Möchte ich Aufmerksamkeit erhalten oder lieber verkaufen?
- Wie sehen meine Mitbewerber am Markt aus?
- Welche Charakteristika spreche ich meinem Unternehmen zu und welche Farbe spiegelt diese wieder?
Website-Farben und ihre Wirkung auf den Rezipienten
- Rot
Die Farbe Rot hat eine stimulierende und belebende Wirkung. Ihr werden unter anderem appetit- und lustanregende, emotionale Eigenschaften zugeschrieben. Rot ist die Knaller-Farbe für leidenschaftliche Tänze wie den Tango. Auch der Streaming-Dienst Netflix verwendet Rot. Es beschleunigt den Puls und kann bei übermäßigem Einsatz schnell aufdringlich und nervenaufreibend wirken, daher gehört Augenmaß dazu!
- Gelb
Gelb ist die Farbe des Optimismus und der Jugend. Sie erregt Aufmerksamkeit und vermittelt ein gewisses Maß an Klarheit und Strukturiertheit. Oft wird Gelb mit Fröhlichkeit und Wärme assoziiert. Allerdings kann Gelb bei übertrieben großflächigem Einsatz zu Augen- und Kopfschmerzen führen. Verwendet wird es zum Beispiel von Shell oder von Pizza.de.
- Orange
Aufregung, Wärme und Energie – Orange ist eine kraftvolle Farbe. Sie steht für Kreativität und Selbstbewusstsein. Der Farbe Orange wird nachgesagt, dass sie zu Impulshandlungen und Spontankäufen anregt, daher wird sie besonders häufig für Call-to-action Buttons verwendet. Bei Amazon findet man Orange jedoch auch als Akzentfarbe. Ebenso wie Rot kann zu viel Orange Aggressionen provozieren.
- Blau
Blau gilt als seriöse und friedliche Farbe und wird deshalb oft von Banken, Versicherungen und Beratungsunternehmen als Grundfarbe bevorzugt. Sie wird als ausgeglichen, ruhig, vertrauenerweckend und produktivitätsfördernd wahrgenommen. Auf die Farbe Blau setzen unter anderem auch Facebook, Skype und American Express.
- Grün
Häufig verwenden naturverbundene Unternehmen die Farbe Grün, um auf ihr Umweltbewusstsein hinzuweisen. Starbucks und bp sind dafür Musterbeispiele. Assoziiert wird die Farbe Grün mit Gesundheit, Reichtum, Wachstum und Natur. Grün vermittelt oft den Eindruck einer optimistischen, schönen Zukunft. Bioprodukte nutzen Grün gern als Erkennungsfarbe.
- Lila
Früher Herrschern (und Priestern) vorbehalten, stellt Lila auch heute noch die Farbe der Extravaganz, des Reichtums und der Weisheit dar. Im Mediendesign wird diese Farbe vor allem von Beauty- und Wellnessmarken präferiert. Auch yahoo! bedient sich der positiven Assoziationen der Farbe Lila.
- Schwarz
Die Wirkung von Schwarz hängt stark vom Einsatz der weiteren Farben der Webseite ab. In Kombination mit Weiß wirkt Schwarz perfektionistisch, elegant, autoritär und luxuriös. Zeitlosen Webseiten stehen diese beiden Farben besonders. Beispiele hierfür wären Bose, Nike und Montblanc. Bei einem übermäßigen Einsatz von Schwarz oder in der Kombination mit Rot kann die Farbe auch nervös machen oder zu negativ konnotierten Emotionen wie Angst oder Wut führen.
- Weiß
Reinheit, Simplizität und Aufgeräumtheit – die Farbe Weiß gilt als die unschuldigste Farbe von allen. Sie eignet sich hervorragend als Hintergrundfarbe im Webdesign – ein wunderbarer Untergrund auf dem andere Farben starke bis spektakuläre Akzente setzen können.
Website Gestaltung & die Grundsätze der Farblehre
Beachten Sie vor allem diese Regel:
Zu viele unterschiedliche Farben wirken überladen, aufdringlich und schrecken Nutzer schnell vom erneuten Besuch einer Webseite ab. Maximal 2-3 Farben sollten auf einer Webseite eine tragende Rolle spielen. Sorgfältig gewählt und vorteilhaft eingesetzt, können sie dem Nutzer unterschwellig einen ersten Eindruck des Unternehmens vermitteln, bevor dieser auch nur ein einziges Wort des Contents bewusst erfasst hat.
Aktuell erleben matte Farben und knallige Retro-Farben ein Comeback – pastellige Töne in Mintgrün, Zartblau oder Baby-rosa sind ebenso beliebt wie Türkis oder Ockergelb. Um dem Nutzer lange im Gedächtnis zu bleiben gibt es verschiedene Möglichkeiten unterschiedliche Farben miteinander zu kombinieren und aufeinander abzustimmen.
Marken lassen sich in 5 „Brand Personalities“ einteilen:
• Aufrichtigkeit
Passende Eigenschaften: Kleinstädtisch, aufrichtig, familienorientiert, ehrlich, original, traditionell, sentimental, freundlich. Passende Farbe: Blau
• Aufregung
Passende Eigenschaften: Gewagt, trendy, aufregend, cool, jung, hipp, einzigartig, up-to-date, unabhängig. Passende Farbe: Pink
• Kompetenz
Passende Eigenschaften: Vertrauenerweckend, sicher, intelligent, technisch, erfolgreich, selbstbewusst. Passende Farbe: Grün
• Raffinesse
Passende Eigenschaften: Höherklassig, glamourös, gutaussehend, charmant, feminin, sanft, fein, edel. Passende Farbe: Lila
• Robustheit
Passende Eigenschaften: Freiheitsliebend, aktiv, maskulin, stark, cool, robust, outdoor- und erlebnisorientiert. Passende Farbe: Gelb
Farben im Webdesign und die Richtlinien
Der Webdesigner ist jedoch gebunden. Er hat das jeweilige Corporate Design der Firma zu integrieren. Daher Vorsicht bei der Farbwahl für das eigene Business. Haben Sie sich nun einmal auf „Schleimgelb“ und „Hornhautumbra“ festgelegt, kann der Webdesigner jetzt nicht einfach mit psychologisch besser wirkenden Farben kommen und alles ändern … dann ist Ihr Wiedererkennungswert vollkommen im Eimer :-)
Ein ganzheitliches Thema: die Farbwahl für Webseiten
Die Firmenfarbgebung zieht sich konsequent in allen Präsentationsebenen durch. Somit ist wirklich sehr gut zu überlegen, welche Farben in die Auswahl kommen und nicht erst, wenn es um die Website Gestaltung geht, sondern von Anfang an, noch bevor die erste gedruckte Visitenkarte in Umlauf gebracht wurde.
Außerdem müssen die Farben zum eigenen Business passen, denn das Auge Ihrer Zielgruppe kauft mit. Es geht um Wirkung, um Kontinuität, um Wiedererkennungswerte. Die Farben kann man also nicht einfach nach Belieben wechseln, wenn man glaubwürdig rüberkommen will. Sie sind ein wichtiger Teil der Außenwirkung Ihres Business.
Farben wirken in jedem Medium anders
Wenn ein kräftiges Pink in einem Hochglanz-Prospekt noch frisch und mutig wirkt, kann das auf dem Bildschirm schon zu „akuten Verblendungen“ der Nutzer führen – besonders wenn damit großflächig gearbeitet wird. Das gilt für alle grellen Farben. Die kann man nicht lange am PC, Tablet oder Phone ertragen … und schon ist der Interessent weg, vom ach so gutem Angebot.
Farben am Bildschirm
Fehlende Kontraste erschweren das Lesen und Erkennen der Inhalte. Nicht immer was „cool“ zu sein scheint, macht unbedingt Sinn. Schwarzer Hintergund „frisst“ Schrift. Auch knalliges Rot. Wenn die Schriftzeichen auch noch sehr klein und fein sind, dann hilft nicht einmal mehr eine Brille. Pastell auf Pastell ist nicht weniger problematisch. Es kommt also auf ein von Anfang an gut durchdachtes Farbkonzept an.
Farben sollten auf keinen Fall nur reine Deko sein!
Ganz im Gegenteil! Sie sollte beim Aufbau eines Corporate Design / einer Marke / eines Brandings mehr als nur gut überlegt sein! Denn die richtige Farbe kann maßgeblich über den Erfolg eines Unternehmens entscheiden. Da heißt ganz Anfang erstmal: „Wie ist mein Unternehmen positioniert!?“ Ziele und Zielgruppen des Unternehmens sollten daher vor einer Farbwahl genau abgesteckt werden. Ist die Farbe definiert, sollte diese nicht einfach beim nächsten Tag der offenen Tür wieder gewechselt werden. Es geht um Farbwirkung, den kontinuierlichen Einsatz von Farbe und um Wiedererkennung. Und damit ist natürlich nicht nur das Webdesign gemeint. Hier geht es um ein durchdachtes Farbkonzept, dass alle Kommunikationsmaßnamen (extern + intern) eines Unternehmens betrifft.
Lassen Sie Farben für Sie sprechen
Und nutzen Sie das Wissen eines Webdesign-Profis. Er weiß wie clever Farben darin sind, die geeigneten Zielgruppen anzusprechen und die Werte des Unternehmens auf der unbewussten Ebene zu transportieren. Soll Webdesign seinen Sinn und Zweck erfüllen, sollte es auf der Lehre der Farbpsychologie aufbauen und sich deren Vorteile und positive Assoziationen zunutze machen.
Moritz Dunkel, Kölner Grafikdesigner, Web-Entwickler & Mediengestalter agiert seit über 15 Jahren unter DNKL.DSGN. als Mediendesigner mit Einhorn-Magie – medienübergreifend und ergebnisorientiert. Ob Gestaltungskonzept, Logodesign, Corporate Design oder Webauftritt: Moritz Dunkel Grafikdesign verleiht scharfe Konturen.
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Tags: Webdesign, Mediengestaltung, Farbwirkung, Web-Entwicklung
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